Vorgehen nach Tierbiss

Vorgehen nach Tierbiss

Sie sollten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn Sie von einem Tier gebissen, gekratzt oder beleckt worden sind.

  • Reinigung der Wunde mit Wasser und Seife 15 min so gut wie möglich auswaschen.
  • danach Desinfektion mit einer Jod-Povidon-Lösung
  • je nach Lokalisation und Tiefe der Bisswunde allenfalls vorbeugende antibiotische Therapie beginnen (Gesicht, Hand, tiefe Punktionswunden)
  • Gelegenheit zur Tetanus Auffrischung nutzen
  • Bisswunden nicht nähen
  • bezüglich Notwendigkeit der Tollwutimpfung gemäss folgendem Schema:

Fledermaus:

  • bemerkt mit Biss, oder unbemerkt im Schlaf (im gleichen Raum) -> PEP
  • Kontakt im Wachzustand und im freien ohne Biss -> keine Massnahmen

Hund oder Katze

  • Tier krank, entwichen oder Halter unbekannt -> PEP
  • in oder aus Gebiet mit terrestrischer Tollwut: -> PEP beginnen. Tier 10 d beobachten, falls nach 10 d noch gesund, PEP stoppen
  • unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen -> Tier 10 d beobachten -> PEP nur beginnen, wenn Tier krank wird
  • nicht aus Gebiet mit terrestrischer Tollwut und Halter bekannt -> keine Massnahmen ausser Wundbehandlung

andere Säugetiere

  • in und aus Land mit Tollwut: -> PEP
  • nicht aus Land mit Tollwut -> keine Massnahmen ausser Wundbehandlung

Postexpositionsprophylaxe (PEP) bei Tollwut

  • bei vollständig vorgängig Geimpften (≥2 Dosen): Hier genügt eine aktive Impfung mit 2 x 1 Dosis i.m. am Tag 0 und 3 sowie Serokontrolle Tag 14, falls Titer <0.5 IE/ml weitere Impfungen 1x/ Woche bis Titer 0.5 IE/ml erreicht wird. Impfung möglichst schnell innert Tagen beginnen.
  • Ungeimpft / Teilgeimpft (<2 Dosen): Hier braucht es eine komplette PEP mit aktiver und passiver Immunisierung innert 24 Stunden.
    • Passiv: Simultan zur aktiven Impfung, Tollwutimmunglobulin am Tag 0 und zwar 20 IE/kgKG möglichst um die Wunde (ca. Hälfte des Impfstoffes), restliche Menge in den kontralateralen Oberarm. (Falls Immunglobuline nicht sofort verfügbar, können sie noch bis zum Tag 7 nach Beginn der aktiv Impfung gegeben werden)
    • Aktiv: 4 x 1 Dosis an den Tagen 0, 3, 7, 14 sowie Serokontrolle am Tag 21, falls hier unter 0.5 IE/ml soll am Tag 30 nochmals aktiv geimpft werden und dann soll 1 x Woche eine Serokontrolle erfolgen und so lange geimpft werden bis Titer 0.5 IE/ml erreicht wird.
    • falls kein Immunoglobulin vorhanden:
      • Aktivimpfung: Tag 0: 2×1 Dosis Oberarme bds i.m., Tag 7 1 Dosis, Tag 21 1 Dosis, Serokontrolle Tag 28, falls hier unter 0.5 IE/ml soll am Tag 30 nochmals aktiv geimpft werden und dann soll 1 x Woche eine Serokontrolle erfolgen und so lange geimpft werden bis Titer 0.5 IE/ml erreicht wird.

Die Schweiz gilt seit 2011 als frei von terrestrischer Tollwut. Fledermäuse hingegen können auch in der Schweiz Tollwut übertragen.

Indikation für Präexpositionsprophylaxe (vorbeugende Impfung)

in Gebieten ohne terrestrische Tollwut

  • Tierärzte, inkl. Studenten, Praxisassistentinnen, exponierte Tierpfleger, Tierhändler und Tierseuchenpolizisten
  • Fledermausforschern, Fledermausschützern und Fledermaus-Liebhaber
  • Personal in Diagnostiklabors und Tollwutforschungslabors sowie Tollwutimpfstoffproduktionslabors

in Gebieten mit terrestrischer Tollwut

  • Wildhüter, Waldarbeiter, Förster, Jäger, Tierpräparatoren
  • medizinisches Personal
  • Reisende mit hohem Individualrisiko ( Rucksacktouristen, Velofahrer) Aufenthalt über 4 Wochen

Präexpositionelle Impfung: 2 Dosen i.m. an den Tagen 0 und 7 sowie zusätzlich eine Booster-Impfung nach 12 Monaten

Empfohlene Impfstoffe

Rabipur PCEC oder RabA vert PCEC (purified chick embryo cell), Tollwut Merieux HDC oder Rabivac HDC (human diploid cells), Verorab/Vero Cell Vaccine PVRV (purified vero cell rabies vaccine)

Achtung:
Impfstoffe, die nicht angewendet werden sollten:
Semple (in Afrika, Asien) oder Fuenzalida-Palacios (Suckling Mouse Brain in Südamerika)